Sonntag, 19. Juli 2015
Je weiter wir in die enge Schlucht eindrangen, immer im Blick der steinernen Riesen gefangen, so heißer wurde der Wind, der uns entgegen blies. Längst schön hatten wir unsere Gesichter hinter Tüchern und Schals verborgen, sodass nur noch die Augen erkennbar waren. Der Wind pfiff in der engen Schlucht sein Lied und trieb Wolken staubiger Sande vor sich her. Alles in allem war jedoch die Stimmung gut. Nur der eine oder andere unserer Begleiter konnte sich eines beklommenden Gefühles nicht erwehren, war doch diese Passage der ideale Ort für einen Hinterhalt, wenn man es denn auf unser Leib und Leben abgesehen hatte. Nicht wenige hatten die Hand am Heft der Klinge und zuckten bei so mancher Bewegung in den spärlichen Schatten zusammen. Alleine die Vorstellung, einem Angriff
nahe hilflos ausgeliefert zu sein, ließ bei einigen meiner Begeleiter die Kehle eng werden. Es würden nur wenige kampferprobte Männer genügen, um uns zwischen den hohen Wänden einzukesseln und uns die Flucht nach vorn oder hinten abzuschneiden, während Bogenschützen uns mit ihren Pfeilen niedermachen konnten. Mit verengten Augen starrten die uns begleitenden Beduinen hinauf. Es wäre nicht das erste ;Mal gewesen, das eine Karawane hier überfallen wurde. Schon bald würden wir den kritischen Punkt erreichen, der schon so manchem Reisenden zum Verhängnis geworden war. Ausgeblichene Knochen von Kamelen und Pferden säumten halbverweht unter dem Wüstensand unseren Pfad. Und so manches Stoßgebet flog dem Himmel entgegen, auf das das Licht uns eine sichere Reise bescheren möge.




Jeder, der schon einmal die Strapazen einer solchen Reise ertragen hat, der kennt den Moment, an dem man im Sattel wegzudämmern beginnt, an dem die Glieder so schwer und taub sind, das die Umgebung zu einem eintönigem nebelgrauem Bild zerrinnt, das die Sinne nicht mehr erfassen können. Längst schon ist jener Punkt überschritten, an dem die Schmerzen der tauben Glieder und des wunden Hinterns das Bewusstsein erreichen können.

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