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Dienstag, 1. Dezember 2015
Und Antworten



Mein geliebter Gatte,

wir alle sind sehr froh darüber, endlich wieder eine Nachricht von dir zu erhalten. Ich bin gespannt auf eine nähere Beschreibung der ‚Schwierigkeiten‘, mit denen ihr zu kämpfen hattet – ich bin mir sicher, du hast sie gut gemeistert. Es freut mich sehr, dass du so viele neue Eindrücke sammeln kannst! Die Bilder lassen erahnen, welchen Wundern du täglich gegenüberstehst, und vor allem: Welche Wunder du noch erleben wirst. Natürlich würden wir alle gerne in deinem Beisein dieses Land erkunden! Was du beschreibst, klingt so anders als alles, was wir bisher gesehen haben.

Den Kindern geht es gut, sie warten sehnsüchtig auf deine Heimkehr. Nyrai hat vorgeschlagen, dass wir dich besuchen könnten. Er ließ sich nur schwer davon abbringen! Ich soll dir ausrichten, dass er gestern zusammen mit Sirion den größten Fisch gefangen hat, der je geangelt wurde. Allerdings hat er ihn wieder zurück geworfen, er wollte ihn nicht töten. Rheney möchte derzeit Schneiderin werden. Betrachte deine dunkelblaue Robe nach deiner Heimkehr nicht zu genau – sie hat zur besseren Luftzirkulation die ein oder andere zusätzliche Öffnung erhalten. Den beiden Kleinen geht es gut, noch sind sie bevorzugt nachts wach, doch das wird sich geben.

Gib bitte weiterhin auf dich Acht, besonders auf dem Weg in diese Totenstadt, die hoffentlich ein freundlicherer Ort ist als ihr Name es vermuten lässt. Sorge dafür, dass du heil wieder zu uns zurückkehren kannst. Unsere Gedanken und unsere Liebe sind stets bei dir, besonders dann, wenn du uns am meisten brauchst.

In Liebe,
dein Kätzchen



Briefe - die Fortsetzung
Amutige Gazellen springen über das satte Grün. Ihr sandgelbes Fell ist von dunklen Streifen durchzogen. Gerade just in diesem Moment springt eine Ricke mit zwei süßen Kitzen unterhalb des Felsens entlang. Wenn Ihr diese Wunder nur sehen könntet. Der Boden hier muss erstaunlich fruchtbar sein. An den hohen Bäumen mit ihren ausladenden Kronen wachsen seltsame Früchte. Unser einheimischer Führer ist flink wie ein Affe hinauf geklettert und hat einige Bündel dieser goldgelben männerfaustgroßen Früchte gepflückt. Ihr Saft ist süß und das Furchtfleisch sehr schmackhaft. Ich bin mir sicher, Du und die Kinder würden sie mögen. Vielleicht gelingt es mir, Euch welche mitzubringen, wenn die Expedition beendet ist.

Wie geht es Nyrai und Rheney? Was machen Shira und Valena? Lassen sie Dich nachts auch schlafen? Findest Du genug Ruhe? Ich weiss, das es für Dich nicht einfach ist, gerade jetzt alleine zu bleiben. Und ich danke Dir für alles, was Du auf Dich nimmst, damit ich meine Träume verwirklichen kann. Irgendwann möchte ich Dir dieses Land hier zeigen. Seine wundervollen Farben.. seine Weiten. Alleine die riesigen Statuen, die den Pass säumen... unbeschreibliche Wunder erblickt das Auge hier. Nie gesehenen Pflanzen und Tiere. Blütenblätter, die einen betörenden Duft verströmen.. manche winzige klein im grünem Laub.. manche so groß, das die Kinder darin baden könnten, wenn sich der Tau am frühren Morgen darin sammeln würde. Eine Art Schilf oder Rohr bildet einen dichten Bewuchs entlang des Ufers. Ein wenig erinnert es mich an heimisches Rohr. Die breiten Blätter haben rasiermesserscharfe Kanten. Getrocknet geben sie ein gutes Flechtmatgerial ab, wie ich mir habe sagen lassen. Man nennt es Gertenrohr und verwendet es für alle möglichen Zwecke. Zum Flechten von Körben und Kiepen... als Brennmaterial oder auch für alchimistische Zwecke. Der alte Benin hat neulich eins der zähnen Blätter zerkaut und mit dem Brei einen Insektenstich bei einem unser Gefährten behandelt. Auch der Flußschlamm hat eine kühlende Wirkung. Wenn man sich damit die Haut bestreicht, stinkt man zwar schlimmer als ein Puma, aber ein Großteil an Zecken und Moskitos lässt einen in Ruhe. Bei der Vielzahl der stechenden Insekten nimmt man dieses Ungemach nur allzu gern in Kauf.

Morgen brechen wir auf und verlegen das Lager einige Meilen tiefer in die Wüste hinein. Wir wollen die Ruinen einer uralten Totenstadt erkunden, deren größten Gebäude und Tempel weit aus der Ferne zu sehen sind. Einer der Beduinen, die uns mit Vorräten versorgen, hat mir erzählt, das nie eine lebende Seele dort gelebt hat. Aber dazu mehr. Ich höre die Rufe unseres Führers und muss den Brief für heute beenden. Sorge Dich nicht um mich, Geliebte. Meine Gedanken und mein Herz weilt stets bei Dir und den Kleinen. Gib ihnen einen Kuss von mir und sag ihnen, das ich bald wieder bei ihnen bin.

In inniger Liebe, Angren.




Briefe
Auf den nächsten Seiten sind finden sich Kopien zweier Briefe, die sorgsam eingebunden sind. Die Schrift ist sauber und geschwungen.



Mein geliebtes Kätzchen,

Aufregende Tage liegen hinter uns. Es ist uns tatsächlich gelungen, den engen Pass zu durchqueren und in endlose Weiten Uldums vorzustoßen. Es ist unbeschreiblich heiß und der Sand allgegenwärtig. In den ersten Tagen unserer Expedition hatten wir mit der einen oder anderen Schwierigkeit zu kämpfen, die wir aber glücklich gemeistert haben, wie Du an meinen Zeilen liest.

Ich werde versuchen, sie im Laufe des Tages einem der Späher mitzugeben in der Hoffnung, das er sein Ziel erreicht. Die Landschaft hier ist unglaublich. Gerade sitze ich am Ufer eines mächtigen Flusses am Fuße hoher Berge. Vor mir glänzt azurblaues Wasser inmitten eines tiefen steinigen Flußbettes. In einem kleinem See, der wohl unteridisch aus den Bergen gespeist werden muss, leben Seeschlagen, die länger sind als so mancher Mann und dicker als Bauer Hubert. Erinnerst Du Dich noch an ihn ? Sattes Grün umgibt uns und die Nähe zu Fluß mindert die glühende Hitze. Ein Labsal für Augen und Seele. Denn nur wenige Meter weiter beginnt die weiße Unendlichkeit. Gleich haushohen Wellen im Meer türmen sich die Sanddünen empor. Heiße Winde reizen die Haut. Ob wir wohl einen der mächtigen Sandstürme erleben werden? Du kannst Dir nicht vorstellen, wie allgengenwärtig der Sand hier ist. Er knirscht zwischen den Zähnen, wenn man seine Suppe löffelt.. er kriecht unter das Hemd, füllt die Stiefel und selbst an Stellen, die nur selten von der Sonne beschienen werden. In Anbetracht dessen, das Du den Brief sicher den Kindern vorliest, gehe ich hier besser nicht näher darauf ein.

Doch heute noch rasten wir hier am Ufer des kleinen Sees. Entlang des Flusses zieht sich eine breite Oase zu beiden Feldern hin, in denen eine Vielzahl exotischer Tiere zu leben scheinen. Der Fluß selbst wimmelt vor Krokilisken. Gewaltige Biester mit Rücken breit wie ein Floß, die sicher ein Kamel mühelos am Stück verschlingen könnten. Mach Dir aber bitte keine Sorgen: Das Lager liegt auf einem hohem Felsmassiv, das für die Tiere unbesteigbar ist. Im Augenblick erfreue ich mich am Flug eines schillernden Insektes, das einer unserer Wespen gleicht. Nur hat es in etwa die Größe eines Laufvogels aus dem Brachland. Du kennst doch die großen Schreiter, aus denen wir so schmackhafte Suppe gekocht haben. Die zarten Flügel schillern in allen Farben wie ein Regenbogen .



Hinterhalt
Einen solchen Punkt erreichen wir am Mittag des zweiten Tages, als die Sonne unbarmherzig auf unsere Köpfe nieder brannte. Unsere Reitiere zogen wie Perlen an einer Schnur hinter dem Tross her, während ich im Sattel zu dösen begann. Die Luft flirrte vor Hitze und spiegelte weit in der Ferne seltsame Bilder wieder. Ganze Karawanen zogen über einsame Wüstenkämme , grüne Bäume lockten. Die Beduinen warten, den Trugbildern zu folgen. Schon so mancher Reisender war der Versuchung erlegen und von der endlosen Weite des Sandes verschluckt worden. Der Hitze und der sengenden Sonne müde trotteten wir Meile um Meile voran. Gelegentlich trieb der glühende Wind der Wüste vertrocknetes Gestrüpp über unseren Pfad. Eine bleiernde Müdigkeit hatte uns fest im Griff.. Alleine die Söhne der Wüste, die unser Begleitschutz waren wurden zunehmend unruhiger. Plötzlich stockte die Karawane. Heiseres Bellen erklang, als ein Rudel Hyänen sich um uns zu versammeln begannen. Der vermeidlich leichten Beute sich sicher wähnend, begannen sie die Gruppe zu umkreisen. Heisere Rufe erklangen. Unruhig begannen die Kamele mit den Hufen zu scharen. Die weniger erfahrenen Tiere zeigten deutliche Anzeichen einer bevorstehenden Panik. Schlagartig waren wir hell wach. Schwerter glitten aus den Scheiden in die Hände.. Zügel wurden fester gefasst , als einer der jüngeren plötzlich den Arm nach oben riß und einen gutturalen Laut ausstieß. Wir hatten inzwischen den Eingang zu jenen Ruinen, die sich später als ein riesiges Grab erweisen sollten, erreicht. Eine Totenstadt.. prachtvoll in Mitten der Wüste aus Sandstein erbaut, die eine Unzahl an Geheimnissen und unentdecktem Wissen bergen mochte. Doch dafür hatten wir keinen Blick mehr. Vielmehr erblickten wir oben auf den breiten Mauerkronen kleine gnomenartige Wesen mit Turbanen auf den Köpfen, die unter bösartigen Kichern Steine und Bögen in den Händen hielten. Einige andere stießen Speere ud Keulen in die Höhe und intonierten ein wahrhaft grausiges Kriegsgeschrei, das uns das Blut in den Adern gefrieren ist. Schon fielen die ersten Reiter unter der Wucht des überraschenden Angriffs.
Ein kurzer, doch heftiger Kampf entbrannte. Blut trännkte den Boden. Kamele schrieen und rannten wüst durcheinander. Auch wir Reisenden griffen zu den Waffen, um uns und unsere Gefährten nach allen Kräften zu verteidigen. Hier galt es, seine Haut zu teuer wie möglich zu verkaufen. Wir kämpften wie die Berserker.. doch irgendwann fielen stinnkende grobe Netze von oben auf uns herab und schnürten uns wie Raupen zusammen. Unfähig auch nur einen Finger zu rühren landeten wir Überlebenden im Staub. Ein älteres Exemplar dieser Wesen schritt die kurze Reihe ab und zog uns eine Keule über den Schädel... endlich senkte sich gnädige Dunkelheit über unsere Gemüter. Die Ereignisse meiner Gefangenschaft und unserer gelungenen, wenn auch unrühmlichen Flucht erspare ich dem geneigtem Leser an dieser Stelle. Morgen legen wir noch einen Ruhetag ein. Es wird Zeit, einer Liebsten und den Kindern einen Brief zu senden. Auch wenn ich nicht weiss, wann ich eine Möglichkeit finden werde, ihn abzusenden, so kann ich mich des Bedürfnisses nicht erwähren, ein Lebenszeichen für sie zu verfassen.



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