Hinterhalt
Einen solchen Punkt erreichen wir am Mittag des zweiten Tages, als die Sonne unbarmherzig auf unsere Köpfe nieder brannte. Unsere Reitiere zogen wie Perlen an einer Schnur hinter dem Tross her, während ich im Sattel zu dösen begann. Die Luft flirrte vor Hitze und spiegelte weit in der Ferne seltsame Bilder wieder. Ganze Karawanen zogen über einsame Wüstenkämme , grüne Bäume lockten. Die Beduinen warten, den Trugbildern zu folgen. Schon so mancher Reisender war der Versuchung erlegen und von der endlosen Weite des Sandes verschluckt worden. Der Hitze und der sengenden Sonne müde trotteten wir Meile um Meile voran. Gelegentlich trieb der glühende Wind der Wüste vertrocknetes Gestrüpp über unseren Pfad. Eine bleiernde Müdigkeit hatte uns fest im Griff.. Alleine die Söhne der Wüste, die unser Begleitschutz waren wurden zunehmend unruhiger. Plötzlich stockte die Karawane. Heiseres Bellen erklang, als ein Rudel Hyänen sich um uns zu versammeln begannen. Der vermeidlich leichten Beute sich sicher wähnend, begannen sie die Gruppe zu umkreisen. Heisere Rufe erklangen. Unruhig begannen die Kamele mit den Hufen zu scharen. Die weniger erfahrenen Tiere zeigten deutliche Anzeichen einer bevorstehenden Panik. Schlagartig waren wir hell wach. Schwerter glitten aus den Scheiden in die Hände.. Zügel wurden fester gefasst , als einer der jüngeren plötzlich den Arm nach oben riß und einen gutturalen Laut ausstieß. Wir hatten inzwischen den Eingang zu jenen Ruinen, die sich später als ein riesiges Grab erweisen sollten, erreicht. Eine Totenstadt.. prachtvoll in Mitten der Wüste aus Sandstein erbaut, die eine Unzahl an Geheimnissen und unentdecktem Wissen bergen mochte. Doch dafür hatten wir keinen Blick mehr. Vielmehr erblickten wir oben auf den breiten Mauerkronen kleine gnomenartige Wesen mit Turbanen auf den Köpfen, die unter bösartigen Kichern Steine und Bögen in den Händen hielten. Einige andere stießen Speere ud Keulen in die Höhe und intonierten ein wahrhaft grausiges Kriegsgeschrei, das uns das Blut in den Adern gefrieren ist. Schon fielen die ersten Reiter unter der Wucht des überraschenden Angriffs.
Ein kurzer, doch heftiger Kampf entbrannte. Blut trännkte den Boden. Kamele schrieen und rannten wüst durcheinander. Auch wir Reisenden griffen zu den Waffen, um uns und unsere Gefährten nach allen Kräften zu verteidigen. Hier galt es, seine Haut zu teuer wie möglich zu verkaufen. Wir kämpften wie die Berserker.. doch irgendwann fielen stinnkende grobe Netze von oben auf uns herab und schnürten uns wie Raupen zusammen. Unfähig auch nur einen Finger zu rühren landeten wir Überlebenden im Staub. Ein älteres Exemplar dieser Wesen schritt die kurze Reihe ab und zog uns eine Keule über den Schädel... endlich senkte sich gnädige Dunkelheit über unsere Gemüter. Die Ereignisse meiner Gefangenschaft und unserer gelungenen, wenn auch unrühmlichen Flucht erspare ich dem geneigtem Leser an dieser Stelle. Morgen legen wir noch einen Ruhetag ein. Es wird Zeit, einer Liebsten und den Kindern einen Brief zu senden. Auch wenn ich nicht weiss, wann ich eine Möglichkeit finden werde, ihn abzusenden, so kann ich mich des Bedürfnisses nicht erwähren, ein Lebenszeichen für sie zu verfassen.



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